Vergiftung bei Kindern – Erkennen, Vorsorgen, Behandeln

Zwar wissen Eltern, dass Arzneimittel nicht in Kinderhände gehören, doch oft unterschätzen sie die Anziehungskraft der kleinen, bunten „Bonbons“ auf Kinder. Rund 20.000 Kleinkinder müssen jedes Jahr in Deutschland wegen Vergiftung ins Krankenhaus und in den meisten Fällen handelt es sich dabei um verschluckte Medikamente. Da es für Vergiftungen mit Medikamenten keine Meldepflicht gibt, ist die Dunkelziffer recht hoch. Experten gehen jedoch davon aus, dass es tatsächlich zu ungefähr 400.000 Vergiftungen im Jahr kommt.

Statistiken aus Krankenhäusern und Arztpraxen zeigen, dass davon fast 90 Prozent Kinder, im Alter zwischen zehn Monaten und viereinhalb Jahren betroffen sind. In dieser Zeit beginnen sie intensiv ihre Umwelt zu erforschen und nehmen alles in den Mund, was dafür klein genug ist. Sinnvoll ist es deshalb, bereits vor der Geburt eines Kindes die Wohnung auf mögliche „Vergiftungsfallen“ hin zu untersuchen und diese zu beseitigen. So dürfen Medikamente keinesfalls auf dem Nachttisch, oder in einer leicht zu erreichenden Nachttischschublade gelagert werden. Prinzipiell sind dafür alle niedrigen Schränke, Kommoden oder Ablagen tabu. Da Kinder von ihren Eltern lernen und diese imitieren, ist es auch ratsam, Arzneimittel nicht in ihrem Beisein einzunehmen. Müssen Kinder auf ärztliche Anweisung hin selbst einmal Tabletten einnehmen, sollten diese nicht als „Bonbons“ oder ähnliches verniedlicht werden, um den Kindern die Einnahme schmackhaft zu machen. Das mag zwar hilfreich für die Einnahme sein, aber dadurch wird ihnen der Eindruck vermittelt, dass Medikamente harmlos wären.

Sollte es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen zu einer Vergiftung kommen, kann dies beispielsweise an auffälligen Verhaltensweisen, Übelkeit, verstärktem Speichelfluss oder unerwarteter Müdigkeit erkannt werden. In diesem Fall hilft es, die Konzentration des Wirkstoffes durch reichlich Flüssigkeit zu verringern. Allerdings sollte das Kind nur Wasser oder Tee trinken. Kohlensäurehaltige Getränke und Milch sind nicht geeignet, da sie die Folgen der Vergiftung noch verschlimmern können. So sorgt Milch bei einigen Wirkstoffen für eine schnellere Aufnahme ins Blut, während bei Kohlensäure die Gefahr besteht, dass durch die Schaumbildung ein Teil der für das Kind giftigen Substanz, in die Lunge gelangen könnte. Da meistens nicht klar ist, wie groß die Gefahr für das Kind ist, sollte zudem schnell eine Ambulanz gerufen werden (Notruf 112). Sind die Auswirkungen der Vergiftung minimal und der Giftstoff bekannt, kann man alternativ auch eine Beratung beim Giftnotruf bekommen. Die Nummer ist Bundesweit einheitlich; die regionale Vorwahl & 192 40. Dort findet 24 h/Tag eine ärztliche Beratung statt.