Durchbruch bei der Behandlung von ADHS?

Eine Trendwende in der Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist, laut dem Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), zu verzeichnen. Erstmals seit 20 Jahren gibt es eine leichte Senkung der Menge der gegen ADHS verschriebenen Medikamente. So sank die Behandlung mit Methylphenidat, dem Wirkstoff der in Ritalin enthalten ist, in den letzten beiden Jahren um rund zwei Prozent, von insgesamt 1839 auf 1803 Kilogramm. Noch zwischen 2001 und 2011 hatte sich die verbrauchte Menge verdreifacht. Ein „echter Abwärtstrend“ ist zwar noch nicht sichtbar, doch der Rückgang lässt auf einen „kritischeren Umgang mit Methylphenidat“ hoffen. Auch die Techniker Krankenkasse (TK) bestätigte, dass wieder weniger Kinder mit dem ADHS-Medikament Ritalin behandelt werden. So zeigen die Patientendaten der bei der TK Versicherten, dass die Anzahl der Kinder die Ritalin erhalten, bundesweit um 3,4 Prozent gesunken ist, während es in den Jahren vor 2009 noch eine Steigerung um rund 32 Prozent gab. „Offenbar ist die Vorsicht bei einer medikamentösen Behandlung von ADHS gewachsen“, erläuterte die Expertin der TK, Edda Würdemann. Die Behandlung von ADHS war seit der Debatte um die oft nicht erkannte Aufmerksamkeitsstörung bei Kindern 1990, so rapide angestiegen, dass neben verbesserten Diagnosemöglichkeiten auch von einer Überreaktion ausgegangen werden kann. Da Ritalin jedoch, wie alle Medikamente, auch Nebenwirkungen hat, sollte es nur verabreicht werden, wenn dies unumgänglich ist. So kann Ritalin, Schlaf- und Appetitlosigkeit, Angstzustände und Wachstumsstörungen verursachen. Deshalb wurden die Vorgaben für eine Verschreibung des Medikamentes vor drei Jahren verschärft. ADHS ist eine Aufmerksamkeitsstörung, die hauptsächlich bei Kindern und Jugendlichen auftritt und es ihnen erschwert, sich beispielsweise in der Schule zu konzentrieren. Die betroffenen Kinder haben einen überdurchschnittlichen Bewegungsdrang und sind leicht ablenkbar. Als Ursache für ADHS werden, neben genetischen Dispositionen, auch Umwelteinflüsse vermutet.